Donnerstag, 1. Mai 2025

Oh, welch BLAU!

 

Was ja auch das Tolle ist. Wenn du mal das dringende Bedürfnis hast, mit jemandem zu reden, und es steht gerade keiner für ein Gespräch parat. Klöppel einfach eine Frage in die Maschine. Hab ich neulich getan. Meine Frage: „Wie benutzt man ein Stück Seife?“ Und die Antwort der KI: „Die Anwendung einer Stückseife. Reibe die feuchten Hände oder die nasse Haut mit der Seife ein. Verteile den Schaum auf der Haut oder schäume sie direkt mit der Seife ein. Bei der Körperwäsche kannst Du einen Waschlappen oder -schwamm verwenden, massiere die Haut sanft damit. Spüle die Seife mit reichlich Wasser ab.“ Weisse Bescheid, Schätzelein.

Apropos KI . Was Selbige betrifft – noch ganz viel Luft nach oben. Du hast doch ein Handy, oder? Und damit machst du Fotos, oder? Und meine Maschine sortiert, wählt aus und schlägt mir eine Bildersammlung vor: „Die schönsten Momente“: Fotos von zerwühlten Schränken und aus den Angeln gerissenen Schubladen – vom  Einbruch in unser Haus. Also offensichtlich meint die KI, wovon ich viele Fotos mache, das hat mir ganz dolle gefallen.

Das nur so am Rande. Letztens mein SCHAUFENSTER – so viel Interessantes auf einem Haufen, der Wahnsinn! Gleich auf der Titelseite ein Foto mit den unfasslich gut aussehenden. Ich meine, auch wenn es nicht drüber gestanden hätte, du hast es sofort gesehen: dieses Blau! Dazu das stark kontrastierende Rot. Dieses neue Design! Gut, nach über 30 Jahren ist der Lack natürlich ab. Da kann dein Mann dich noch so sehr auf Händen getragen haben. Und natürlich musst du mit der Zeit gehen, dich den aktuellen Herausforderungen stellen. Selbst wenn du meinst, es geht noch. Tut es aber eben nicht! Die alten (ich hatte ganz vergessen, wovon die Rede ist.), die alten Altpapiercontainer hatten eine vertikale Strebe in der Mitte, an der sich größere Kartons verkannten konnten. Nun sorgt ein neuer Mechanismus für eine bessere Nutzung des Container-Volumens. Konntest du auf der Titelseite lesen. Was mich wohl so was von erstaunt hat, weiter hieß es nämlich. Dennoch betont Richard Münz, Geschäftsleiter für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung: „Es bleibt wichtig, Kartons vor dem Einwurf (nicht nach dem Einwurf!) zu zerkleinern, um das Volumen optimal auszunutzen.“ Ein weiteres Novum ist die neue großflächige Beklebung der Container. Sie informiert die Bürger über richtige Nutzung, verbietet Beistellungen und enthält einen QR-Code für weitere Informationen. Und was jetzt so was von lustig ist. Wobei, so darf ich das natürlich nicht schreiben. Hallo, ich darf mich bitteschön nicht über Blinde lustig machen. Das haben wir ja jetzt alle intus, über Menschen mit Behinderung macht man keine Witze! Egal, jetzt ist es raus. Was ich so witzig finde, über dem Artikel gibt es ein aktuelles Foto: Du siehst einen ultracoolen, supergeilen neuen Altpapiercontainer und daran angelehnt - einen großen Karton! Klar, es muss natürlich kein Mensch mit Sehbehinderung gewesen sein. Womöglich konnte der nur nicht lesen, oder war einfach nur strunzdumm oder eben einfach nur asozial.    

Auf der zweiten Seite meines SCHAUFENSTERS wurde es mir dann doch ein wenig blümerant. Ja, leicht flau wurde es mir, als ich den Artikel las. Aber vor allem das Foto! Da bekam ich es dann doch mit der Angst zu tun. Weil, so will man ja nicht, dass es einem ergeht. Gut, ich hatte davon schon mal gehört und mein Traummann, klar, auf dem neusten Stand. Die Lettern gingen schon so los: Man kann es nicht riechen, sehen oder schmecken. Da denkst du doch sofort an Kohlenmonoxid und Tod. Stutzig wurde ich allerdings, weil es hieß, dass es immer und überall vorkommt. Dass es über Undichtigkeiten im erdberührten Bereich ins Haus gelangen kann. Es las sich weiter: Diese Wegsamkeiten können Risse in der Kellerwand sein, aber auch nicht vollständig abgedichtete Durchdringungen von Gas, Wasser und Strom (Wegsamkeiten und Durchdringungen, wieder ganz tolle Wörter!). Plötzlich bei mir der pure Ekel, gefühlt kam Gewürm aus jeder Ritze! Was ich doch sehr eigenartig finde, weil heutzutage, ich sage nur Asbest, wo man doch so was von sensibilisiert ist. Steht doch in dem Artikel, dass Messungen in öffentlichen Liegenschaften wie beispielsweise Kitas oder Schulen die Ausnahme sind. Was ich absolut nicht verstehen kann. Weil, wenn du dir das Artikelfoto von dem Mann anschaust, das willst du doch auf keinen Fall, dass deinem Kind so etwas widerfährt. Zumal die Messung so was von einfach ist. In dem Artikel lautet es folgendermaßen: Die Radonbelastung im eigenen Haus kann durch eine Messung bestimmt werden. Der einfachste Weg hierzu sind Messungen nach DIN mittels sogenannter Exposimeter. Dies sind kleine Plastikdosen, die als Passivsammler (wieder ein tolles neues Wort für mich!) fungieren. Und rate mal, als ich meinem Traummann den Artikel zeige. Genau: „Hab ich mir schon vor Monaten schicken lassen und bei uns im Haus verteilt. In 12 Monaten schick ich die zurück und dann teilen die uns mit, wie hoch die Radonbelastung in unserem Haus ist.“ Deshalb hatte ich die noch gar nicht bemerkt, weil die so klitzeklein sind. Du kannst dir aber sicherlich vorstellen, wie aufgelöst ich war ob dieser langen Wartezeit auf das desaströse Ergebnis. Weil, klar, wegen dieses Portraits von dem Mann schaute ich jetzt natürlich stündlich in den Spiegel, ob sich da bei mir auch etwas im Gesicht tat. Diese bohrenden Fragen, ist es das Alter, einfach ein schlechter Tag, warum du so scheiße aussiehst. Oder ist mir der Radon-Verfall schon anzusehen? Ich deshalb, das SCHAUFENSTER in Händen haltend: „Schatz, was machen wir denn so lange? Ziehen wir in ein Hotel? Oder leben wir offenen Auges weiter in diesem Haus? Und was ist, wenn sie uns am Ende des Tages bescheinigen, dass die Werte erhöht sind? Weil, so wie der Mann hier möchte ich nicht enden.“ Darauf mein Göttergatte: „Schatz, ich gehe davon aus, dass unsere Werte nicht erhöht sind. Weil, wenn du den Artikel bis zum Ende gelesen hast, steht da, dass oftmals bei erhöhten Werten verstärktes Lüften reicht. Und du bist nicht nur die Königin des Lüftens, sondern auch des Stoßlüftens. Und von welchem Foto sprichst du?“ „Na schau doch mal das Foto unter der Überschrift ‚Die unsichtbare Gefahr im Blick’.“ Darauf mein Traummann: „Schatz, das ist, wie du unschwer hättest lesen können, der Mann, mit dem dein SCHAUFENSTER das Interview geführt hat. Das ist der Herr, der gemeinsam mit dem Amt für Strahlenschutz in Bonn dieses Forschungsvorhaben durchführt. Der sieht einfach so aus, wie er aussieht.

Donnerstag, 10. April 2025

Was reimt sich auf Simmel?

 

Eh ich es vergesse. Schau dir unbedingt diese interessante Seite an: https://datajournal.org/schon-wieder/

Wo ich ja letztens beim Thema Streik war. Das ist ja auch das Tolle, wenn du Kassenpatient bist. Wenn da die Ärzte streiken, du kriegst das als Kassenpatient gar nicht mit, weil du eh gewohnt bist, viele Monate auf einen Termin zu warten – oder vorher stirbst. Ich mach dir mal ein Beispiel: Wenn ich als Kassenpatientin bei meinem Hautarzt im Januar einen Termin für den April machen will, hört sich das in etwa so an: „Guten Tag, mein Name ist Bennemann. Ich hätte gerne im April einen Hautkrebs-Vorsorgetermin.“ „Im April ist schon alles voll. Der früheste Termin ist Dienstag, der 21. Mai, um 15:45.“ „Nachmittags kann ich nicht.“ „Dann sind wir im Juni. Dienstag, der 15., 9:00.“ So verlaufen meine Gespräche mit der Arzthelferin, Sprechstundenhilfe, Medizinischen Fachangestellten. Nenn sie, wie du willst, ich spreche von dem Menschen am anderen Ende der Leitung. Und so verlief ein Gespräch, das ich für meine Tochter führte, die privat versichert ist: „Guten Tag, mein Name ist Bennemann. Ich rufe für meine Tochter Charlotte an. Es geht um einen Vorsorgetermin.“ „Wann möchte sie denn kommen?“ „Äh, wie jetzt?“ „Möchte sie diese Woche kommen oder erst kommende Woche?“ „Dann schon diese Woche.“ „An welchem Tag denn?“ „Äh, wie jetzt?“ „Ja, möchte sie eventuell noch heute Nachmittag vorbeischauen oder erst morgen oder übermorgen?“ „Ja, dann vielleicht noch heute.“ „Dann machen wir es doch einfach so, wenn sie da ist, ist sie da.“ „Äh, wie jetzt?“

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Wo ich gerade bei Gesprächen bin. Wo ja offensichtlich nicht mehr arg viel gesprochen wird, ich mein, anders kann ich mir das nicht erklären. Was mich ja mal interessieren würde, wie viel Mühe sich da jemand gegeben hat. Wie viele Stunden da aufgebracht wurden, um diese Botschaft möglichst vielen Menschen zu überbringen. Wie viele Zettel da jetzt in Hamburg kleben? Und, genau, was ist die Intention dieser Aussage? Fabio, klar, soll heißen, ich bin auf jeden Fall nicht gemeint. Es gibt einen eindeutigen Adressaten. Wobei ich natürlich nicht weiß, wie viele Fabios in Hamburg ansässig sind. Interessant auch die Ziffer 1, ausgesprochen „eins“. Ist der Absender nicht wirklich Herr (steht hier für alle Geschlechter, die es heute noch nicht gibt, aber womöglich schon morgen) der deutschen Sprache, ich meine, weiß er (der Absendende), dass ich lese „Fabio, du bist eins …“ oder soll es womöglich bedeuten, dass eigentlich besagtes Körperteil 1a ist, wenn da nicht. Ich weiß es nicht. Weil zu meiner Zeit, wenn du dir da so was von viel Mühe gemacht hättest, und hättest sagen wollen, ach, was sag ich. Da hättest du geschrieben: „Fabio, du bist ein Arsch“. Da hätte ich auf das Papier gedruckt: „Fabio, du bist ein eins a Arschloch“. Bedeutet in diesem Fall aber die Wortwahl, dass der Absender womöglich noch Gefühle für Fabio hegt, Fabio sogar noch liebt? Ich bin daraufhin mal ins Internet gegangen, fand für Pimmel aber lediglich die Bedeutung Penis. Ich bin mir halt nicht sicher, ob der Fabio versteht, vorausgesetzt, der Absendende will ihn damit beleidigen. Ob der Fabio versteht, dass er beschimpft wird, wenn er denn dann an der Ampel stehend liest: „Fabio, du bist 1 Pimmel“.

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Weil ich gerade bei Gesprächen bin. Neulich war ich im GOP in Bonn. Und du weißt, wie das ist: Wenn du nicht gerade dabei bist, das Geld im Keller selbst zu drucken. Hallo, ein Glas Weißwein 9 Euro, 9,60 Euro oder 11 Euro. Was ich sagen will und schon mal gesagt habe. Auch in meinem Alter kann man oder vielmehr, wenn man sich noch die Miete leisten will, muss frau vorglühen. Hatte ich – vorgeglüht. Und deshalb fand ich das einen super Spruch von der Kellnerin. Als sie unsere Bestellung, zwei Gläser Weißwein, aufgenommen hatte, fragte sie, ob auch noch ein Flasche Wasser dazu käme. Darauf ich: „Nein, danke.“ Darauf sie: „Kann ich total verstehen. Das wirft einen um Stunden zurück.“

Wo ja offensichtlich recht wenig oder gar nicht gesprochen wurde. Schau, so las es sich in den Medien: Eine Schlägerei auf einer Autobahn in Bonn hat zu einer Sperrung und einem größeren Polizeieinsatz geführt. Dort hat laut Polizei ein 38-Jähriger einen anderen Autofahrer krankenhausreif geschlagen. Bereits zuvor hatten sich die beiden Mercedes-Fahrer gegenseitig immer wieder abdrängt, geschnitten und genötigt. Auf der Tangente auf die A59 habe der Jüngere der beiden dann den anderen mitten auf der Autobahn ausgebremst und zum Anhalten gezwungen. Dann sei der 38-Jährige ausgestiegen und habe massiv mit den Fäusten auf seinen Gegenüber eingeschlagen. Das 56-jährige Opfer musste verletzt in eine Klinik gebracht werden…Weil der Führerschein des mutmaßlichen Schlägers von den Beamten einkassiert wurde, musste dessen ein Jahr ältere Beifahrerin sich ans Steuer des Wagens setzen.

Dass die beiden Männer nicht wirklich miteinander gesprochen haben, sagte ich ja schon. Aber was mich so was von interessieren würde: Was wurde in dem Auto des Täters gesprochen? Wurde da überhaupt gesprochen? Hat der Schläger sich so verhalten, um seiner Partnerin zu imponieren? Steckt er tief in einer Midlife-Crisis? Und, hat seine Partnerin versucht, ihn von seinem Vorhaben abzuhalten? Oder hat sie ihn womöglich angestachelt? Weil sie ihm in einem wirklich ungeeigneten Moment gesagt hat, dass sein, du weißt, wovon ich spreche. Also der Fabio wird ja so genannt, nenn es von mir aus Gemächt oder schwellfähiges Begattungsorgan. Jetzt hast du eh Midlife-Crisis und dann sagt dir deine Schnecke, dass du untenrum nicht wirklich überzeugend bist. Da kann man schonmal die Contenance verlieren und einen Menschen krankenhausreif schlagen.

Mittwoch, 19. März 2025

Hauptsache ganz vorne am Start!


Letztens sprach ich ja über die Kölner Verkehrsbetriebe. Das war und ist ja das Tolle: Wenn ohnehin nur wenige Bahnen und Busse fahren, oder auch manches Mal gar keine, du ohnehin aufs Fahrrad umsteigen musst. Vielleicht hast du dich aber auch mittlerweile um eine Mitfahrgemeinschaft in einem Auto bemüht. (Was ja auch nicht gerade das Gelbe vom Ei ist. Weil, schau, da hieß es ja neulich in den Medien: NRW bleibt Deutschlands Stauland Nummer eins – und Köln sticht heraus. 2024 standen Autofahrer hier Tausende Stunden im Stau, vor allem auf  dem Kölner Ring.) Egal, du kriegst jedenfalls gar nicht mit, wenn die Verkehrsbetriebe streiken – entweder weil du längst aufs Auto umgestiegen bist oder du eh daran gewöhnt bist, lange oder sogar umsonst an einer Haltestelle zu warten.

Wo Köln ja auch so was von am Start ist. Schau, so las es sich kürzlich in den Medien: Ein schneller "Coffee to Go" im Pappbecher oder die Pommes Rot-Weiß in der Pappschale - das könnte demnächst mehr kosten. Denn in Köln hat der Rat entschieden, dass die Verpackungssteuer kommt. Dadurch soll unter anderem die Vermüllung der Stadt gebremst werden. Nach Angaben der Abfallwirtschaftsbetriebe werden jeden Tag in Köln 180.000 Einwegbecher benutzt und weggeworfen. Gastronomiebetriebe wie Dönerbuden, Fast Food-Ketten, aber auch Cafés müssen deshalb demnächst mehr Geld an die Stadt zahlen, wenn sie Essen und Getränke zum Mitnehmen in Einwegverpackungen an ihre Gäste verkaufen. Laut Antrag könnte der Steuerbetrag für Kaffeebecher oder Frittenschalen bei jeweils 50 Cent liegen, bei Einweg-Besteck oder Strohhalmen bei 20 Cent pro Stück. Die Steuer gilt für die Betriebe, könne aber an die Kunden weitergegeben werden, um Kosten zu decken.

Mathias Johnen vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband e.V. glaubt nicht an einen positiven Effekt der Verpackungssteuer auf den Müll in der Stadt Köln. Er hält es für plumpe Wegelagerei unter falschem "Umweltlabel". Es gehe nur um Geldmacherei. Und ganz so Unrecht hat er ja nicht, der Mathias. Vorbild für die Verpackungssteuer ist ja die Stadt Tübingen. Dort wurde sie am 1. Januar 2022 eingeführt und vom Bundesverfassungsgericht Ende Januar 2025 für zulässig erklärt. Laut einer Untersuchung der Uni Tübingen habe sich das Gewicht des Mülls zwar nicht reduziert, allerdings bieten mehr Gastronomie-Betriebe Mehrweggeschirr an. Ich seh’ das auch so, lieber Mathias. Wenn die Stadt Köln die Mehreinnahmen aber in ihre maroden Bahnen und Busse steckt, soll’s mir recht sein.

Worüber ich mich ja aber so was von als Bonnerin freue. Genau, dass wir da den Kölnern in nichts nachstehen. So schnell konntest du gar nicht gucken, wie du es in meinem SCHAUFENSTER lesen konntest: Höhere Kosten für Kunden drohen – Der Bonner Stadtrat hat beschlossen, eine kommunale Verpackungssteuer einzuführen. Diese soll auf Speisen und Getränke in Einwegverpackungen erhoben werden. Ziel der Maßnahme ist es, die Menge an Einwegmüll zu reduzieren. Der Beschluss, die Steuer einzuführen, orientiert sich an einem Modell, das in der Stadt Tübingen erfolgreich umgesetzt wurde. Hallo? Hatte ich das nicht so verstanden, dass sich laut Uni Tübingen die Müllmenge gar nicht reduziert hat? Egal, Hauptsache, wir sind vorne dabei. Egal bei was.

Wo wir ja auch immer noch führend sind, und da kann sich die Stadt Herne mal eine ganz dicke Scheibe von abschneiden. Da sieht Herne aber so was von blass aus! (Heißt im Klartext, und da muss man jetzt auch nicht um den heißen Brei herumreden, da kann sich Herne ruhig einmal meine Stadt Bonn zum Vorbild nehmen: genau, die öffentlichen Toiletten. Die Schlagzeile lautete damals: Sanifair eröffnet erste Anlage in einer Innenstadt. Wir haben es vorgemacht, die öffentlichen Toiletten in der Fußgängerzone, in einem ehemaligen Ladenlokal. Klar, was denkst du, Leerstand und so!). Aber jetzt schau dir mal in den Medien Herne an: Nach acht Jahren noch kein Konzept. 2016 erhielt die Stadt Herne erstmals den Auftrag, ein WC-Konzept zu entwickeln, noch immer liegt kein Ergebnis vor. Mehr als acht Jahre nach einem ersten Auftrag an die Stadt zur Entwicklung eines Toilettenkonzepts erhöht die Union nun den Druck. Die CDU-Ratsfraktion hat das Thema auf die Tagesordnung der Ratssitzung gesetzt.

Weil wir gerade dabei sind, wer aber so was von am Start ist, also alle weit hinter sich lässt. Mein Traummann und ich haben uns ja eine Nacht im Bunker gegönnt. Jetzt nicht wegen Putin und so, von wegen schon mal dran gewöhnen. Nein, ich spreche vom neuen, edlen Hotel im Hamburger Hochbunker. Und wo da das Hotel mal alle anderen Hotels so was von blass aussehen lässt: Die belasten beim Check-In deine Kreditkarte, aber nicht nur mit dem vollen Betrag der Übernachtung! Nein, es werden zusätzlich 100 EUR abgebucht, ohne dass dies einem gesagt wird! Das wäre aus Sicherheitsgründen so üblich. Man bekommt die 100 EUR wieder zurückgebucht, aber was soll das?

Und auch die Bar hängt alle ab: Naturally blieb die Bunkerbar für die Frau an der Seite ihres Traummannes nicht unbesucht. Als ich bezahlen möchte (naturally keine Barzahlung!), kommt der Kellner mit dem Maschinchen für meine EC-Karte mit den Worten: „Wenn Sie dabei bitte auch an uns denken.“ Habe ich so noch nie erlebt, dass ein Kellner mich auf sein Trinkgeld anspricht. Auf dem Display las es sich „20%“, darunter „10%“, und weiter unten „anderer Betrag“. Voreinstellung – und jetzt halt dich fest – stand auf 20%. Deshalb ich: „Ich finde das nicht in Ordnung, dass automatisch 20% Trinkgeld abgebucht werden, wenn ich nicht aktiv einen anderen Betrag eingebe.“ Darauf der Kellner: „Wir sind ein amerikanisches Unternehmen und da ist es üblich …“ (für mein Gefühl recht arrogant) Ich: „Junger Mann, aber wir sind ja hier in Deutschland. Ich weiß, dass in den USA der Gast das Gehalt des Kellners quasi mitträgt, da dieser vom geringen Gehalt seines Arbeitgebers nicht leben könnte. Wenn Sie also hier in Hamburg von Ihrem Arbeitgeber auch so kurz gehalten werden wie in den USA, habe ich dafür vollstes Verständnis.“  

Amerika, Trump, amerikanische Unternehmen – kannst du nur von lernen, wie man immer ganz vorne am Start ist! Wie man alle anderen aussticht, übertrumpft. Schau doch! Steckt doch schon drin im Wort, ist der Name volles Programm: überTRUMPfen.

Mittwoch, 26. Februar 2025

Wohin mit den Puppen?


Worüber wir ja auch letztens gesprochen haben. Genau, übers Wegwerfen, bzw. über das Nicht-wegwerfen-Wollen. Ich habe da auch noch ein ziemlich großes Repertoire an alten Schirmhüllen. Die dazu passenden Taschenschirme (nebenbei, früher nannte man einen Taschenschirm Knirps. Da hatte es die Firma Knirps doch tatsächlich geschafft, dass man ihren Markennamen als Synonym für einen Taschenschirm benutzte. Du kennst das von Tempo: Tempo war die erste deutsche Marke für Papiertaschentücher. Der Name Tempo ist auch ein sogenanntes Deonym, weil heutzutage der Produktname für ein Papiertaschentuch steht. Weißte Bescheid, Schätzelein!). Was ich aber sagen will, die zu den Schirmhüllen passenden Knirpse sind selbstredend schon lange entsorgt, weil wirklich so was von kaputt. Aber selbes Thema: wie kreativ jetzt die Hüllen verwerten? Und nein, wegwerfen ist nicht!

Aber es gab auch mal einen Haufen an Dingen in meinem Haushalt, die ich tatsächlich entsorgen wollte. Ja, du liest richtig! Die wollte ich tatsächlich einfach nur wegschmeißen. Weil, der Kreativfaktor spielte da jetzt keine Rolle mehr. Der Phantasie waren im Vorfeld keine Grenzen gesetzt worden. Das Equipment war schon so was von kreativ verwendet, benutzt und ausprobiert worden. Was sich da bei mir angesammelt hatte, du willst es nicht wirklich wissen. Ich wusste einfach nicht, wohin damit. Ich vergaß zu erwähnen, von was die Rede ist. Es handelte sich um Puppen und anderes Spielzeug. Jetzt aber nicht wie du meinst, Spielzeug von meiner Brut, die jetzt nicht mehr groß, sondern auch schon alt wird. Also nicht die Puppen, die du deinen Kindern bei ehemals Puppenkönig gekauft hast. Ich meine solche Puppen. Apropos, kennst du eigentlich den Film „Lars und die Frauen“? Das ist eine sehenswerte Tragikomödie aus dem Jahr 2007 von Regisseur Craig Gillespie mit Ryan Gosling in der Hauptrolle (schau mal oben auf das Foto). Und Spielzeug, ja, im weitesten Sinne. Aber natürlich denkst du zuerst an Duplo, Lego und Konsorten. Wobei, wenn du ein klein wenig nachdenkst, kann davon nicht die Rede sein. Weil, das ist ja immer der Verkaufsschlager und vor allem Verhandlungsschlager schlechthin auf dem Flohmarkt. Nein, wenn es sich um Duplo oder Lego gehandelt hätte, hallo, noch einmal samstags in der Rheinaue sich die Beine in den Bauch stehen und darum feilschen, für wie viel jetzt das Plastiktütchen mit besagten Steinen über den Tapeziertisch geht – hätt’ ich sofort gemacht.

In diesem Fall war es tatsächlich so, dass ich meinem SCHAUFENSTER so was von dankbar war, als es folgenden Artikel veröffentlichte. Ich dachte zuerst, es geht mal wieder darum, was in welche Tonne nach einer Kindergeburtstagsfeier gehört. Du erinnerst dich sicher. Ich hab darüber schon mal geschrieben. Aber nein, die Lettern lauteten: Bonn Orange gibt Hinweise zur richtigen Entsorgung von Sexspielzeug – Der offene Umgang mit Themen wie Intimität und Sexualität erfährt eine immer größere gesellschaftliche Akzeptanz. Dieser Wandel macht auch vor der Abfallberatung nicht halt: Sexspielzeug, Hygiene- und Intimpflegeprodukte müssen richtig entsorgt und Nutzer entsprechend beraten werden.

Intimität und Sexualität sind Themen, die häufig mit Scham besetzt sind. (Ja, was denn nun? Offener Umgang oder Scham?) Das bringt oft Unsicherheit mit, wie Abfälle in diesem Zusammenhang richtig entsorgt werden müssen. (Wie oft ich schon im Restaurant am Nachbartisch heiße Diskussionen zum Thema richtige Entsorgung von Sexspielzeug mitgekriegt habe. Du glaubst es nicht!) Gebrauchte Hygieneprodukte und Präservative wie Kondome gehören zum Beispiel in den Restabfall bzw. die Graue Tonne, um sie der thermischen Verwertung zuzuführen. (Da erklärt sich ja auch vieles. Dass die ein oder andere Familie einfach deshalb so unglaublich viele Kinder hat, weil der Papa aus schierer Not, weil er nicht wusste, wohin mit dem Kondom, einfach keins benutzt hat.) Doch wie werden eigentlich Sexspielzeuge mit oder ohne Batterien, Glas oder gar Gummipuppen richtig entsorgt? Mit diesem Thema beschäftigt sich ein neuer Beitrag in der Rubrik „Tipps und Tricks“ auf bonnorange.de. Die meisten Sexspielzeuge aus Silikon gehören in den Restmüll (also auch abgegriffene, von der Größe her überalterte Brüste). Elektronische Sextoys mit festverbauter Elektronik oder Akku zählen wiederum zu den Elektrokleingeräten und müssen gemäß dem Gesetz über das Inverkehrbringen (!!!), die Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten entsorgt werden. (Ich könnte mir auch vorstellen, dass der ein oder andere Mann mangels Viagra nicht mehr du weißt schon und deshalb ein gesteigertes Interesse am elektrischen Mechanismus vorschützt.)  Bei allen elektronischen Geräten oder sperrigen Produkten besteht die Möglichkeit, sie auf einen der beiden Wertstoffhöfe von bonnorange abzugeben. (Ich stell mir nur gerade vor, wenn ich mit einer Wanne voller Dildos auf dem Werkstoffhof erscheine.) Der Beitrag mit den ausführlichen Hinweisen zum Thema Entsorgung von Sexspielzeug und Intimpflegeprodukten inklusive einer Infografik kann unter https://www.bonnorange.de/ abgerufen werden.

Ich habe übrigens einmal auf deren Seite geklickt (tolle Infografik!). Und da las es sich folgendermaßen: Sex- oder Liebespuppen, aufblasbar unterscheiden sie sich bei der Entsorgung nicht von Luftmatratzen. Deswegen gehören Gummipuppen in die Graue Tonne. Im Gelben Sack haben sie nichts verloren! Anders sieht es bei sogenannten „Sexdolls” aus. Sie sind in der Regel aus Silikon und TPE gefertigt und müssen aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts über den Sperrmüll ihre letzte Ruhe finden. Ich stell mir das jetzt vor, bei den Nachbarn so eine Puppe – oder vor unserer Haustür.

Mittwoch, 5. Februar 2025

Von Düften und Dummen

Ich sprach doch neulich über die Flaschen-Geschenktaschen, die ich ja mittlerweile recht gut an den Mann gebracht habe. Was bei mir im Haushalt aber auch ein Problem ist: die stetig steigende Anzahl von Stoff-Brillenetuis samt dazu passender Stoff-Brillenputztücher. Nein, sag es nicht, die kann ich nicht einfach wegschmeißen! Wenn da jemand mal eine Idee für mich hätte, wie ich die kreativ verarbeiten kann, wäre super! Und zum zweiten Mal, komm mir nicht mit „einfach in den Müll“!

Weil, hallo! Wie oft habe ich das in meinem Leben schon durchexerziert: Jahrzehntelang das Kleidungsstück von A nach B geräumt, tausendmal versucht, diese eine wirklich tolle Bluse zu kombinieren. Hunderte Male für einen super Rock das passende Oberteil gesucht. Und irgendwann resigniert aufgegeben und ab in den Altkleidersack – der dann auch noch viel zu lange im Keller stand. Deshalb dann noch einmal im Wohnzimmer komplett ausgelee
rt wurde, nochmal jedes Teil auf den Prüfstand kam, bevor der Sack dann endgültig aus dem Haus kam. Und dann kommt deine Freundin und bittet dich, einem ihrer Fehlkäufe Asyl zu gewähren. Und es stellt sich heraus, dass der Rock genau der Rock ist, zu dem die Bluse gepasst hätte, die in dem Sack war, den du gestern in den Kleidercontainer …

Apropos Kleidercontainer. Kennst du doch auch, oder? Findest du überall im Stadtgebiet. Und wenn du einmal genau wissen willst, wie es um unsere Gesellschaft bestellt ist (ich mein jetzt nicht die AFD und so), schau dir doch mal in aller Ruhe die Containerlandschaft auf der Brücke von meinem Auerberg nach Tannenbusch an. Vielleicht hat es auch mit unserem Bildungssystem zu tun. Dass es schon mit der Alphabetisierung überfordert ist. Vielleicht ist Alphabetisierung auch vollkommen überbewertet. Ich weiß es nicht! Oder dass viele Menschen entschieden haben, dass für sie persönlich die für alle geltende Schulpflicht nicht gilt. Entweder weil es in den Wintermonaten morgens so unerträglich dunkel ist oder sommers zu heiß, ich weiß es nicht. Jedenfalls, wenn ich auf besagter Brücke an den Altpapier- Altglas- Containern vorbeikomme, finden sich dort auch unendlich viele leere Plastiktüten, mit denen offensichtlich das Altglas dorthin transportiert wurde, die da aber einfach nichts zu suchen haben. Die du einfach wieder mit nach Hause nehmen musst, du Dumpfbacke! Daneben auf der Brücke stehen auch zwei Container für Kleider und Schuhe. Hallo, du Dämlack, den Koffer musst du wieder mitnehmen! Nein, nicht daneben abstellen! Und keinen Bürostuhl, keine alte Matratze, und auch keine Couchgarnitur! Das ist kein Platz für Sperrmüll, du Vollpfosten!

Wo ich aber gerade beim Entsorgen bin. Nein, wo ich gerade bei Vollpfosten bin. Ich weiß auch nicht wie ich darauf komme. Neulich war ich mit meiner Freundin in Köln unterwegs. Wir parkten im Farina-Parkhaus. Nur nebenbei, ich weiß nicht, ob dir der Name Farina etwas sagt. Im Internet liest du: Die älteste Duftfabrik der Welt ist das Farina-Haus. Wenn du noch keine Führung dort mitgemacht hast, unbedingt nachholen!

Ich bin jetzt aber noch im Parkhaus neben Farina. Enge Parklücke, kennst du! Alle Mitfahrer steigen vorher aus, und trotzdem windest du dich als Autofahrer so was von aus deinem Auto. Denkst dir, dass die gestrige Darmspiegelung jetzt doch noch ihr Gutes hat. Weil, der Bauch so was von flach. Kaum hast du dich aus deinem Wagen herausgeschnitzt, schlägt dir der Geruch von Pisse entgegen. Was jetzt natürlich als Gesamtevent gar nicht mal so schlecht ist: Der Kontrast zwischen Parkhaus-Gestank auf der einen und Farina-Duft auf der anderen Seite. Allein deshalb musst du vor dem Besuch bei Farina in ein Parkhaus.

So, meine Freundin hatte sich also aus ihrem Auto herausgeschält und wir zum Ausgang. Und kommen an einem roten Ferrari vorbei, der mittig auf genau zwei Parkplätzen parkt! Nach dem Motto „einer ist zu schmal“. Und erklär du mir jetzt nicht, warum der so parkt – und viele andere Assis auch. Das weiß ich! Hallo, du könntest mich unter Androhung von Folter fragen, was ein Autofahrer mit breitem PKW in einem Parkhaus machen soll, wenn die Parkbuchten für sein Auto zu schmal sind. Ich käm im Leben nicht drauf, dann einfach zwei zu belegen. Vielleicht einfach nicht ins Parkhaus fahren? Einen Zweitwagen nur fürs Parken im Parkhaus, wenn ich schon so was von viel Knete habe? Ich weiß es nicht! Solch asoziales Element hat offensichtlich ein Gen, von dem ich noch nicht mal träumen kann! Und weil ich gerade beim Entsorgen bin: Wenn du denen jetzt das Auto (übrigens, das kann selbstredend auch eine Dummbratze sein oder sonst irgendein Mensch mit einer von 72 Geschlechtsidentitäten), wenn du dessen oder deren roten Ferrari jetzt einfach abschleppst und entsorgst – hallo, das macht der nie wieder. Wäre jetzt nur noch zu klären, ob du dem den roten Ferrari als kleines Päckchen vor die Haustür legst oder ob du den nie gesehen haben willst. Und wo ich gerade beim Entsorgen bin: Was mach ich mit dem asozialen Parker? Und noch mal, komm mir nicht mit „die Parkplätze sind zu eng“! Meine Freundin musste sich auch aus ihrem PKW rausschälen!  

Okay, das verstehe sogar ich, dass ich dem Klappspaten nicht wirklich raten kann, sich auf die Kölner Verkehrsbetriebe zu verlassen. Schau, was du da im Internet findest: Im Kölner Stadtgebiet fällt derzeit rund jede achte Bahnfahrt aus, deshalb reagiert die KVB nun mit Fahrplankürzungen. Stefanie Haaks: „Gründe dafür sind vor allem eine deutlich erhöhte Fluktuation im Fahrdienst, eine verstärkte Nachfrage nach Teilzeitarbeit und eine erhöhte Krankenquote. Hinzu kommt, dass durch die personellen Lücken die Belastung für die Fahrer und Fahrerinnen erheblich gestiegen ist. Viele von ihnen sind an ihre Belastungsgrenze gelangt, und auch darauf müssen wir achten und reagieren. Auch das jetzt abgesenkte Fahrplanangebot stellt aufgrund der aktuellen Krankenquote immer noch eine Herausforderung für unsere Mitarbeitenden dar.“ Neben der Personalsituation bereitet auch die Fahrzeugverfügbarkeit nach wie vor Probleme. Da sich die Auslieferung der neuen Stadtbahn-Fahrzeuge erheblich verzögert, müssen die Bestands-Fahrzeuge für eine längere Laufzeit ertüchtigt werden und fallen daher jeweils für mehrere Monate aus. Die nach wie vor bestehenden Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung erschweren die Fahrzeugverfügbarkeit zusätzlich. Daher wird auch das Fahrzeug-Konzept überarbeitet.

Was? Du meinst, ich tue dem Ferrari-Typen Unrecht? Der hat beim Reinfahren bestimmt zwei Parktickets gezogen? Nee, klar!

Mittwoch, 15. Januar 2025

Mehr raus als rein!


Wo ich ja neulich bei der Dubai-Schokolade war. Dass ich das noch einmal erleben würde! Ich weiß nicht, wie lange das her ist, als es noch kein Amazon gab, dreißig Jahre? Und dann bot neulich das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters Selbige feil: Bis zu 60% sparen. Hol dir die Dubai-Schokolade! Tiefpreis-Highlight, 100-g-Packung 4,29 €. Ich mich also wie vor 30 Jahren in aller Frühe mit dem Rädchen aufgemacht, mich gewundert, dass die Straße in Richtung Lieblingsdiscounter nicht schon verstopft war. Komm da um 10 vor acht an, kein Mensch auf dem Parkplatz. Auch keine parkenden Autos, in denen je mindestens fünf Menschen hätten warten können. Ich sichere mir einen Einkaufswagen und stehe als Erste in der Schlange – und als Einzige. Okay, als um acht die Tür aufgeht, stehen hinter mir dann doch noch ein paar Kunden, aber das Feeling, es als Erste in den Laden geschafft zu haben, fehlt. Und dann weiß ich nicht, wo ich das Produkt meiner Begierde suchen soll. Es gibt ja mittlerweile eine Fülle von Sonderposten. Nachdem ich etwas  herumgeirrt bin, rufe ich quer durch den Laden in Richtung Kassiererin: „Wo gibt es denn die Dubai-Schokolade?“ Darauf sie: „An der Kasse!“ Und da habe ich erstmals wieder dieses Gefühl von vor vielen, vielen Jahren. Richtig, damals gab’s das richtig Wertvolle, das Limitierte auch nur an der Kasse.

Damals waren Wochen der Recherche vorausgegangen. Was müsste ein Notebook alles haben, um in die engere Wahl zu kommen? Die Eckdaten waren gesammelt und dann war es soweit: Aldi hatte Notebooks und sie erfüllten alle Anforderungen. Alles war von langer Hand geplant und jetzt in der Endphase sollte nichts mehr schief gehen. Ich als professionelle Barzahlerin hatte genügend Bargeld im Portemonnaie. Das Auto war voll getankt, der Zweitwecker gestellt. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Am Abend vorher wurde noch mal die Vor-Aldi-Stehzeit festgelegt. Das war ja immer so eine Gewissensfrage. Übrigens nicht nur im Aldi-Schlangen-Stehbereich. Auch wenn du für die Alternativkarnevalssitzung im Pantheon Karten haben wolltest, musstest du dir ein Zeitlimit setzen. Jetzt aber nicht nach hinten, sondern nach vorne. Denn sind wir mal ehrlich, auf der 100% sicheren Seite warst du nur, wenn du bereits ab Mitternacht vorm Aldi Wegelagerei betrieben hast. Das kam für mich persönlich jetzt aber nicht in Frage. Ich entschied mich für eine Nachtruhe von sieben Stunden. An diesem Morgen würde ich mir die Haare nicht waschen, auf Schmuck verzichten und Schuhe mit Klettverschluss anziehen. Das Einzige, worauf ich nicht verzichten wollte, war der Lippenstift. Auftragen des Lippenstifts, der schon strategischerweise am Vorabend in die Manteltasche gesteckt wurde, würde an der ersten roten Ampel stattfinden. Ich würde nur geringfügig abbremsen, sollte ein Fußgänger Anstalten machen, den Zebrastreifen zu überqueren. Ich würde für mich persönlich kurzfristig das Tempolimit von 50 (damals waren es noch 50, heute sind es 30!) auf 80 anheben. Und alle, die davon nichts mitbekommen hätten, würden mit Hilfe von ein ganz klein wenig Lichthupe zur Seite abgedrängt werden. Kurz gesagt, halb acht war machbar! Um Punkt halb acht biege ich also in den Aldi-Parkplatz ein. Hurra, meine Strategie hat sich gelohnt. Ich bin die Erste, habe die Qual der Wahl, aus welcher Einkaufswagenreihe ich meinen rausrupfe, und stelle mich vor die Eingangsglastür. Ganz entspannt verbringe ich die nächsten Minuten - vollkommen alleine. Um kurz vor acht trudeln dann immer mehr Leute ein. Mutig, mutig kann ich da nur bewundernd sagen. Die Nerven möchte ich haben. Da geht auch schon die Türe auf, und ich stürze mit meinem Einkaufswagen auf die erstbeste Verkäuferin zu und fordere fragend ein Notebook. Sie dreht sich ganz ruhig um, um mir mit einem Lächeln im Gesicht zu sagen: „Notebooks? Die gibt es morgen - an der Kasse."

Ich war ja aber neulich bei meinem Lieblingsdiscounter wegen der angesagten Dubai- Schokolade. Habe auf dem Weg zur Kasse noch zweimal Klopapier, à acht Rollen, in den Einkaufswagen geschmissen, weil Klopapier geht ja bekanntlich immer (wenn nicht zum Eigenbedarf, dann als Währung, quasi Zahlungsmittel auf dem Schwarzmarkt). Und bekam dann eine Packung Schokolade. Ich geb zu, die Freude hielt sich in Grenzen. Weil, weder vor mir noch hinter mir interessierte sich jemand für Selbige. Und da merkst du schon, wie primitiv der Mensch, im Speziellen ich, gestrickt ist. Die eine Sache ist die, dass du eine Tafel bekommst, aber die andere Sache ist die, dass der hinter dir keine mehr bekommt, weil du eben schneller warst! Und dann kam ich nach Hause, wie gesagt, die Freude hielt sich so was von in Grenzen, und mein Göttergatte teilte mir mit, dass es bei Lidl auch Dubai-Schokolade gab.

Was soll ich sagen, alles hat seine Zeit. Die Schlangen vor Aldi und, wo ich doch gerade bei Klopapier war, offensichtlich auch mein SCHAUFENSTER aus Papier. Schon lange hat keins mehr in meinem Briefkasten gelegen. Und so fühle ich mich ab und an schon ein wenig von der Außenwelt abgeschnitten. Und komm mir altem Menschen nicht mit E-Paper. Was soll das, E und Papier passt nicht zusammen, schließt sich geradezu aus!

Wo ich aber gerade bei Papier bin, bei echtem Papier: Was ich bei meinem SCHAUFENSTER an Papier vermisse, habe ich auf der anderen Seite zu viel an Papier. Und da hatte ich bis zum Ende des Jahres die Challenge am Laufen, mehr raus als rein zu tragen. Noch am Silvestertag lag ich mit einer knapp vorne – bis nachts vor der Haustür wieder eine stand. Ja, mein Göttergatte sieht das genau wie du – einfach wegschmeißen! Kann ich aber nicht! Deshalb habe ich in 2024 jedes Mal, wenn es darum ging, eine Flasche irgendwelchen Inhalts zu verschenken, daran gedacht. Okay, ich gebe zu, es gab weit häufiger weihnachtliche Motive, was in den Sommermonaten bei den Beschenkten erstaunte Blicke hervorrief. Aber Hauptsache, ich hatte sie aus den Füßen. Ich vergaß zu erwähnen, wovon die Rede ist, oder ahnst du es schon? Genau, ich spreche von den Flaschen-Geschenktaschen.

Donnerstag, 26. Dezember 2024

Ein Konvolut an guten Vorsätzen

 


Mein aktuelles Lieblingswort - Konvolut! 
Und weil ich gerade bei Lieblingswort bin. Einer meiner Lieblingssprüche ist ja auch: „Du gehst mir auf den Sack.“ Weil ich aber bis jetzt dachte, dass dieser Spruch nicht wirklich gesellschaftsfähig ist, dass es sich bei dem Sack um das Gemächt (auch so ein tolles Wort!) handelt, habe ich den Spruch nur in Ausnahmefällen benutzt und noch „auf den nicht vorhandenen“ hinzugefügt. Aber horch! Dieser Spruch stammt aus der Zeit, als es noch keine richtigen Türen gab. Stattdessen wurden Säcke vor den Türrahmen (der damals noch nicht so hieß) gelegt. Auf diese Sitte weist unter anderem der Ausspruch „Haben wir etwa Säcke vor der Tür?” hin. Witterungsbedingt wurden die Säcke natürlich auch nass und mussten getrocknet werden. Bei schönem Wetter legte der Hausbesitzer daher die Säcke in die Sonne. Die leeren Säcke wurden sorgfältig auf den meist kleinen Grundstücken ausgebreitet. Sie markierten auch die Grenzen zum Nachbargrundstück. Wenn nun jemand fremdes auf diese Säcke trat, hatte er damit schon die Grundstücksgrenze verletzt. Der Eigentümer des Hauses rief dann meist „Geh mir nicht auf den Sack!”, womit er zum Ausdruck brachte, dass der Fremde sich auf seinem Grundstück befand. Zudem waren die Säcke zu kostbar, als dass sie achtlos als Fußabtreter verwendet werden konnten. Wenn also heutzutage, wo es zum Glück anständige Türen gibt, jemanden sagt, dass ein anderer ihm nicht auf den Sack gehen soll, meint er damit, dass dieser ihn in Ruhe lassen soll. Meist hat dieser vorher durch sein Verhalten auch eine Grenze überschritten und fängt zu nerven an. - Weisse Bescheid, Schätzelein!


Ich war aber ja bei meinen Vorsätzen fürs neue Jahr. Deine Vorsätze kenne ich ja. Sport zum Beispiel. Da bietet dir das Werbeblättchen deines Lieblingsdiscounters (der ist ja nicht blöde, dein Lieblingsdiscounter, der kennt das ja mit deinen guten Vorsätzen). Und deshalb bietet der dir jedes Jahr im Januar sämtliches Sportgerät an. Obwohl der weiß, dass du vom letzten Jahr noch den Ruderergometer unausgepackt im Keller stehen hast. Das einzige, was du da an sportlicher Aktivität reingesteckt hast, war, selbiges Sportgerät erst einmal in den Keller zu wuchten, damit es nicht im Weg steht.

Oder auch so ein immer wiederkehrender Vorsatz von dir: fasten. Jedes Jahr dieselbe Prozedur. Im Januar fängst du an, wegen Vorsätze fürs neue Jahr und so – und schwächelst. Aber kein Problem, denkst du. Die zweite Möglichkeit, fastenmäßig einzusteigen, steht ja quasi schon mit dem moralischen Zeigefinger vor der Tür. Jetzt aber! Genau, die Fastenzeit. Und wenn du da den Einstieg verpasst hast, macht auch nichts. Denn aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Ab jetzt zeigt dir die Bunte, wahlweise auch die Gala, wie du deine Bikinifigur in nur wenigen Wochen erreichst. Aber wenn du dich dann endlich durchgerungen hast, es mal mit dieser Diät zu probieren, stellst du fest, dass es bis zum Urlaub eh nur noch drei Wochen sind. Da lohnt es sich dann auch nicht mehr!

So, jetzt aber! Mein erster Vorsatz: Zum Thema Abtreibung werde ich erst einmal nichts mehr sagen, darüber ging es ja schon in meinem letzten Beitrag. Nur noch eins: Das Thema Abtreibung steht nach wie vor im Strafgesetzbuch, zwischen Mord und Völkermord. Das ist ein absolutes Unding! Dort muss es endlich raus!

Noch ein Vorsatz: Möglichst nichts mehr zum Thema Gendern schreiben. Nur noch eine witzige Geschichte. So las es sich in den Medien: Mit der Entscheidung, nur noch das sogenannte generische Femininum zu nutzen, will Rotenburgs Landrat Marco Prietz eine Debatte anstoßen. Regelmäßig müssen die allgemeinen Geschäfts- und Dienstvorschriften des Landkreises angepasst werden. Gemeinsam mit der Personaldezernentin Silke Fricke hat Landrat Prietz in dem Zuge beschlossen, dass es mit der rein männlichen Form nicht weitergehen könne. Denn mehr als die Hälfte der Beschäftigten in der Verwaltung und auch mehr als die Hälfte der Führungskräfte seien mittlerweile Frauen. "Mir sind Lesbarkeit und hohe Verständlichkeit wichtig. Deshalb bin ich kein Befürworter von Sonderzeichen. Auch immer beide Formen zu nennen, sorgt nicht dafür, dass man es besser versteht. Wir wollten daher nur eine Form nutzen." Personaldezernentin Silke Fricke sagt, die Resonanz der Belegschaft sei überwiegend positiv, vor allem von den Frauen in der Landkreisverwaltung. "Die fühlen sich nun besonders wertgeschätzt. Und alle Personen im Haus werden ja auch künftig weiterhin korrekt mit ihrem Geschlecht und ihrer dazugehörigen Amtsbezeichnung angesprochen." Hier gebe es also keine Probleme. In der Großen Straße in Rotenburg, der Fußgängerzone der Kreisstadt, wird die Entscheidung des Landrats mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen. Er lehne jede Form von Gendern ab, sagt ein älterer Herr. Eine jüngere Frau beklagt hingegen, der Vorstoß ginge nicht weit genug. Denn non-binäre Personen würden ausgeschlossen. Vielen aber ist das Thema schlicht egal, oder es ist ihnen zu hoch gehängt und politisch aufgeladen. Nicht zufrieden ist ausgerechnet der Landesfrauenrat Niedersachsen. Für die Vorsitzende Barbara Hartung ist die Nutzung der rein weiblichen Form zu unpräzise. "Man kann die Einführung des Femininums als Ausgleich betrachten, als ausgleichende Gerechtigkeit nach Jahrhunderten des generischen Maskulinums. Es könnte sein, dass Männer merken und nachfühlen können, wie es ist, wenn 'Mann' mitgemeint ist. Aber als generelle Regelung würden wir das nicht befürworten. Wir plädieren für eine geschlechtergerechte Sprache, wo Frauen und Männer sichtbar werden." - Die Landfrauen, wie witzig!

Wie viele Vorsätze müssen es eigentlich sein, damit ich von einem Konvolut sprechen darf? Sicherheitshalber noch zwei. Im neuen Jahr weniger Dubai-Schokolade essen und mehr lüften. Von beidem hätte ich ja nichts mitbekommen, wenn es Tiktok und Instagram nicht gäbe. Beide Themen gingen ja so was von viral. Ein wenig stolz war ich da schon auf uns, uns Deutsche, wie die Influencerin ihren amerikanischen Followern einmal das richtige Lüften erklärt hat. Die Vereinigten Arabischen Emirate und wir - viral auf gleicher Höhe, Wahnsinn!